Seit das Thema Qualitätsmanagement in den 1980er-Jahren populär wurde, streiten sich Kritiker und Befürworter zum Teil sehr heftig über Sinn und Unsinn dieses Managementansatzes. An der nach wie vor hitzig geführten Diskussion beteiligen sich sowohl QM-Gestalter und QM-Anwender, als auch „QM-Experten“, die selbst noch nie ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut bzw. im eigenen Unternehmen erlebt und umgesetzt haben. Entsprechend vielfältig sind die geäußerten Erfahrungen und Meinungen.
 
Irritierend ist bei dieser ganzen Diskussion, dass insbesondere auch die Gestalter und Anwender zum Teil völlig verschiedene Erfahrungen schildern, die von äußerst negativ bis zu extrem positiv reichen können. So ist zu vermuten, dass zum Thema Qualitätsmanagement ganz offensichtlich sehr viele Möglichkeiten der Realisierung bestehen. Auch könnte es sein, dass nicht überall „Qualitätsmanagement“ drin ist, wo irgendjemand „Qualitätsmanagement“ drauf geschrieben hat.
 
Nun weiß mittlerweile (fast) jeder, dass ein QM-Handbuch noch lange kein QM-System darstellt und dass kein QM-System dem anderen gleichen kann. Dennoch kaufen Unternehmen und Einrichtungen immer noch Musterhandbücher inkl. Zertifikat zum „günstigen Pauschalpreis“, um dann sagen zu können, dass sie über ein zertifiziertes QM-System verfügen würden. Dies ist jedoch nur eine billige Mogelpackung und hat nun wirklich nichts mit Qualitätsmanagement zu tun. Dafür ist das Ganze dann aber auch für einen Schnäppchenpreis zu bekommen – so wie das alte Tretauto, auf das die Kühlerfigur einer modernen Luxuslimousine geschraubt wurde.
 
Andere Unternehmen investieren hingegen viel Zeit und Geld in den individuellen Aufbau eines QM-Systems und müssen nach jahrelanger Arbeit trotzdem erkennen, dass außer riesiger Papierstapel im Büro des QM-Beauftragten kein Unterschied zu vorher erkennbar ist. Außer vielleicht, dass alles umständlicher geworden ist, ungelesene Papierberge an Aufzeichnungen entstanden sind und irgendein Zertifikat an der Wand hängt. Dies ist wohl ein klassischer Fall von „er hat sich stets bemüht“, nicht jedoch ein Beispiel für funktionierendes Qualitätsmanagement.
 
Man hat leider immer noch (zu) oft den Eindruck, dass nur die wenigsten Organisationen, die sich mit dem Verweis auf ein bestehendes QM-System schmücken, wirklich auch über ein funktionierendes QM-System verfügen.
 
Ein funktionierendes QM-System kann man daran erkennen, dass es an den individuellen Zielen des jeweiligen Unternehmens ausgerichtet und vollständig in das Tagesgeschäft integriert ist. Die Prozesse und ihre Schnittstellen laufen effektiv und effizient und unterliegen einer ständigen (Selbst-) Kontrolle sowie einer kontinuierlichen Verbesserung. Durch systematisches Arbeiten werden Fehler vermieden und Unsicherheiten werden abgebaut, indem Handlungs- und Entscheidungsspielräume klar definiert, an kritischen Stellen eingeengt oder für individuelle Situationen auch ganz bewusst erweitert werden. Gesteuert wird das System durch die oberste Leitung mit Hilfe von Instrumenten wie Managementbewertung und Interne Audits. Es bildet die Grundlage für ein verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mitarbeitern und Kunden und sichert den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Ein transparentes Dokumentationssystem, bestehend aus Regelungen, Vorgaben, Aufzeichnungen und Auswertungen, bildet die Basis für ein wirksames QM-System. Es ist jedoch eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe des Qualitätsmanagers, dass jederzeit der Nutzen der Dokumentation für alle Mitarbeiter erkennbar ist und ausufernde Bürokratie vermieden wird.
 
Von Qualitätsmanagement sollte nur gesprochen werden, wenn insbesondere folgende Maßnahmen wirksam realisiert werden:
- Verpflichtung der obersten Leitung
- Einbeziehung der gesamten Organisation
- Ausrichtung an den internen und externen Interessenpartnern
- effektive Steuerung aller Prozesse und deren Schnittstellen
-
Ständige Verbesserung
 
Nicht jedes Brett, an das man vier Räder schraubt, sollte man „Auto“ nennen und nicht jeden Papierberg, an dem ein Zertifikat klebt, sollte man als „QM-System“ bezeichnen.
 

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